Zermatt
DIE GEISTER AM RIEDBERG
Der Berg Ried soll einstmals der Aufenthaltsort dreier Geister gewesen sein, welche die Bewohner
von Zermatt vielfach belästigten; ja man wollte gehört haben, dass sie sich zum Untergange des
ganzen Tales verschworen hätten. Diesem Unglück zuvorzukommen und endlich der
immerwährenden Neckereien los zu werden, liessen die Zermatter aus der Abtei St. Moritz den Abt
mit einigen Ordensmännern kommen, um die Geister zu bannen. Die Mönche begaben sich auf
den Riedberg und beschworen die Geister, sich zu zeigen. Es erschienen die Geister, auch der
stumme, den man bisher noch nie ein Wort hatte sprechen hören. Diesmal war er nicht mehr
stumm, er war der wütendste und gesprächigste.
Als einer der Patres den Überlauten zur Rede stellte, sprach er: "Ich bin dir keine Antwort schuldig,
weil du ein Dieb bist." Der Pater hatte nämlich beim Hinaufgehen ein wenig Gras aus einer Wiese
in seine Schuhe gestopft, weil sie ihn drückten. Nachdem er sein Gewissen wieder gereinigt hatte,
stellte er den Geist nochmals zur Rede und dieser gestand ihm dann, er und seine Gehilfen hätten
sich vorgenommen, durch einen grossen Felssturz die Vispe so anzuschwellen, dass Zermatt hoch
über den Kirchturm hinaus unter Wasser liegen würde; sodann wollten sie plötzlich den Damm
durchbrechen und auch das äussere Tal zugrunde richten.
Hierauf nahm der Beschwörer den Geistern die Macht zu schaden und verbannte sie nach
verschiedenen Orten, den einen in die äusseren Berge, den anderen nach Zumtaugwald, den dritten
in die Messweiden.