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Illustration Felix Grundhöfer

Zeneggen

DER DRACHE


Am südlichen Abhang von Zeneggen hauste unter den Felsen ein Drache, der die Wanderer, welche den Talweg nach Visp oder von Visp nach Stalden gingen, anzog und verschlang. Einmal kehrte auch ein Soldat, der in spanischen Kriegsdiensten gewesen war, nach seiner Heimat Stalden zurück. In Visp warnte man ihn, sich ja nicht auf den Weg zu begeben, da er Gefahr laufe, vom Drachen verschlungen zu werden. Der im Krieg ergraute Soldat entgegnete: "Ich habe so oft dem Tod ins Auge geschaut; ich fürchte mich nicht, auch vor dem Drachen nicht." Zur Vorsicht legte er sich noch einen Stahlpanzer an, in welchen er noch spitze Stahlmesser hineinfügte. Angekommen an der betreffenden Stelle, sah der Soldat den Drachen in weitem Bogen auf sich zufliegen - und schon war er verschlungen. Der Drache flog nun wieder zu seiner Höhle zurück, um die Speise zu verdauen. Aber diese Speise war unverdaulich und verursachte ihm entsetzliche Leibesschmerzen. Darum schlug er mit seinen Flügeln so heftig auf die Felsen, dass bei dieser Erschütterung die Felsmasse losbrach und unten ein ganzes Dorf verschüttete.

Der Drache aber flog hinüber nach Visperterminen aufs Gebidem, wälzte sich da wieder vor unsäglichen Schmerzen, dass er ein weites Loch auswühlte, worein Wasser floss, das dann einen See bildete. Noch einmal schwang der Drache seine Flügel und flog hinüber ins Nanztal; dort aber verendete er und noch jetzt sieht man versteinert den ungeheuren Drachenleib in seinen Schlangenwindungen liegen; am Ort, wo es heisst: Lingwurm.