Törbel
DER BREITMATTENBOZEN
In einer lustigen Abendgesellschaft im Dorfe Törbel kam man auch auf den sogenannten
Breitmattenbozen zu sprechen. Da erklärten einige, sie fürchteten ihn nicht, es gebe überhaupt
keinen Bozen in Breitmatten. Unter anderem war dort auch ein Soldat, der so sprach.
Daher befahl man ihm, er solle in der Geisterstunde nach Breitmatten gehen und den Bozen
dreimal anrufen. Da er dies zu tun bereit war und die anderen es nicht glauben wollten, wetteten
einige mit ihm eine grosse Summe, wenn er folgenden Satz dreimal dem Bozen zurufe: "Wenn du
da bist, so komm heraus und friss mich!" Zum Beweis, dass er dies getan, sollte er jedesmal einen
Strich an die Wand des betreffenden Bozenhauses machen.
Der Soldat war hierzu bereit und nahm einen Hund, einen Säbel, eine gesegnete Kerze und ein
unschuldiges Kind mit. Wie er vor das betreffende Haus kam, rief er das erste Mal. Sofort hörte er
ein furchtbares Gepolter auf der ‚Russdili‘ (Dachraum). Beim zweiten Ruf war der Lärm schon in
der Stube und beim dritten Ruf schoss eine feurige Zunge vom Fenster heraus bis auf den Boden.
Wie der Soldat das sah, lief er davon; doch im Balenboden, ungefähr eine Viertelstunde von
Breitmatten, stand der Bozen vor ihm und sprach: "Wenn du nit as Riissi (Säbel), as Biissi (Hund),
as gsägnots Brinni (Kerze) und as unschuldigs Chindji hättischt, so wellti dich hie chlei zerriissu!"
Der Bozen verschwand und der Soldat kehrte unversehrt heim. Der Hund aber kam erst am dritten
Tag zerkratzt nach Hause.