Saas-Balen
DER TANZ IM SENGBODEN
Nicht gar weit von der Grenzmauer zwischen den zwei Gemeinden Saas-Balen und Saas-Fee
befindet sich am Ende der Baumregion eine tiefe Bergmulde, die in eine weite Ebene ausläuft. Das
ist der obere Sengboden. An diesem weltabgeschiedenen Orte wurde vor vielen Jahren ein
sogenannter verborgener Tanz veranstaltet. Der Geiger, der bei diesem Tanze aufspielen sollte,
fürchtete den wachsamen Pfarrherren und den strengen Vorsteher und wollte nicht mitkommen,
bis man ihm versprochen hatte, man wolle ihn in einem Bündel Stroh über den Bordsteg tragen,
damit er später bei allfälligen Schwierigkeiten mit gutem Gewissen sagen könne, er sei nicht über
diese Brücke getreten.
Als die Tänzer und Tänzerinnen alle erschienen waren, ging der Tanz los. Die nahen Felsen
widerhallten von den fröhlichen Weisen des kundigen Geigers und den frohen Jodlern der
übermütigen Tänzer und lebenslustigen Tänzerinnen. Zur Beleuchtung des Tanzbodens hatte man
in einem ebenen Steine eine schüsselförmige Grube ausgehauen, worin man ein flackerndes
Lichtlein unterhielt und mit Fleischfett speiste. Diese primitive Lampe soll noch heute zu sehen
sein. Auch habe man vor langer Zeit noch eine Steinplatte mit den Namen der Tänzer beobachtet,
hiess es.
Drei Tage und drei Nächte lang wurde getanzt. Als endlich in der dritten Nacht das Lampenfett
ausging, versuchte man es mit Schnee. Und richtig, der Schnee brannte nach Wunsch und Willen.
Schon aus diesem Umstande, konnte man schliesse, dass da nicht alles in Ordnung war. Man
erfuhr es aber auch später: Diesen Tanzboden traf der Fluch. Weder Kraut noch Gras spriessten
fürderhin darauf und kein lebendes Wesen konnte nachts dort Ruhe finden. Zur gerechten Strafe
mussten die Geister da tanzen, bis sie Erlösung fanden.