Lötschental
Die Spinnerin
Neben dem Backofen in Wiler stand bis zum Brande des Dorfes im Jahre 1900 das sogenannte
Backhaus. Darin wohnte in uralter Zeit eine Frau ganz allein; sie war fromm und arbeitsam. Ihrer
Armut wegen nahm sie andern Leuten viel zum Spinnen ab.
Nach ihrem seligen Tode sah man aber öfters eine Spinnerin auf der Laube des Hauses, worin sie
gewohnt hatte. Die Leute, die die Frau für eine halbe heilige angesehen hatten, bekamen Argwohn
und dachten, es müsse mit ihrer Rechenschaft doch gar nicht so gut bestellt gewesen sein.
Als das Gerede schliesslich auch dem Prior berichtet worden war, entschloss sich dieser, die
Sache zu untersuchen. Er kam und sah die Spinnerin. Als er aber mit ihr redete, stellte sich
heraus, dass es der Teufel selbst war, der sich dort in Gestalt einer Spinnerin gezeigt hatte, um die
Leute auf falschen Argwohn zu bringen.