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Illustration Fabian Kuonen

Leuk

DIE ENTSTEHUNG DER THELKAPELLE


Ehemals besass die Burgschaft Leuk als Burgergüter das gesamte Gebiet in einem weiten Umkreise von Leuk. Auch war die Art der Güterverteilung anders als heute. So besass der nördliche Teil der Ortschaft Leuk, Tschablü genannt, als Burgergut Thel; dem östlichen Teil der Ortschaft, Loji genannt, war Rotafu zugesprochen und der westliche Teil der Ortschaft, di Galdinu, hatte als Besitz das Gebiet Pfyn.
Jeder Drittel verlehnte nach Belieben und Gutdünken seine Güter. So hatte der Drittel Tschablü einen Teil seiner Güter im Thel rund um die alte Kapelle an einen Peter Wicki aus dem Entlebuch verlehnt.

Wicki, ein frommer, christlicher Mann, wollte in der Nähe seiner Wohnung eine kleine Kapelle erbauen und begann daher mit den Abräumungsarbeiten dort, wo heute noch östlich der Kapelle die zerfallene Hofstatt steht. Doch während jeder Mittagsrast trug eine unsichtbare Hand die Instrumente an einen anderen Ort. Und dieser Vorgang wiederholte sich immer und immer wieder. Wie nun Wicki in einer Nacht auf seinem Gute wässerte, da erschien ihm zwischen elf und zwölf Uhr eine weissgekleidete Gestalt, die in geringer Entfernung stillstand und ihm schweigend zu folgen winkte. Dem Wässernden wurde es unheimlich zumute und es sträubte sich etwas in ihm so, dass er auf dem Flecken wie angenagelt stillstand. Die Gestalt winkte ein zweites und drittes Mal und verschwand. Dem Wicki aber flog gleichzeitig ein so heftiger Schmerz ins rechte Knie, dass er sich nur mit grösster Mühe bis in seine Behausung zu schleppen vermochte. Ein volles Jahr lang war er des freien Gebrauches seiner Glieder beraubt. Und wie er oft tagelang einsam in seinem Bette lag, kam ihm ständig wieder die geheimnisvolle Erscheinung und die rätselhafte Verschleppung der Instrumente in den Sinn.


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