Baltschieder
TODESPROZESSION
In Baltschieder wohnte eine Schneiderin. Immer vor den hohen
Kirchenfesten hatte sie schrecklich viel Arbeit, so dass sie oft bis um zwei Uhr morgens arbeiten
musste.
Einst, so erzählte sie selbst, sei es so gegen ein Uhr gewesen, kurz vor Weihnachten. Da
dünkte sie, es töne wie Trommeln und Pfeifen. Das kam immer näher und näher und schliesslich
hörte sie es ganz nahe. Sie stand auf, ging ans Fenster, öffnete es und schaute hinaus, was da
sei. Und da seien knapp vor ihrem Haus auf dem Baltschiedertalweg eine Menge Leute
vorbeigezogen, vorne mit Pfeifern und Trommlern. Es folgten viele Leute nach, die so brummten,
man wusste nicht, ob sie beteten oder miteinander redeten. Die Schneiderin ging zur Mutter und
weckte sie, sie solle aufstehen und kommen, da seien so viele Pfeifer und Trommler, da sei sicher
irgendwo ein Fest. Die Mutter aber sagte: "Schliesse nur das Fenster und geh jetzt schlafen! Das
habe ich vor den grossen Festtagen schon oft gesehen. Das ist der Gratzug!"